1. |
Deep - labor 2
02:08
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labor
der raum knistert statisch,
wenn drin jemand spricht.
über dir strategisches schneegestöber:
luftwaffenübungsbereich.
dein auge zerläuft hinterm UV-glas
& vermischt sich beim blick in die tasse
mit dem neidgelben schaum, der mit hoechst-
geschwindigkeit aufgeschwemmt wird
im kaffeefermenter auf dem nährboden der fakten:
exponentielles wachstum & schlafmittelanteil.
die fettaugen kreisen im schädel.
die zentrifuge kreist tag & nacht.
die bakterien kreisen im kreislauf.
das radar kreist tag & nacht.
der raum bleibt statisch.
draußen ein knistern.
um dich her synthetisches schneegestöber:
giftwaffentrainingsbereich.
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2. |
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technics EKG
mein kopf ist eine dubplate, die gescratcht wird
mein herzrhythmus dreht sich um ein eisernes loch
die mülltüten mit den widerständen platzen
bunte leichenberge kriechen ins zimmer
mein kopf ist eine dubplate voller samples
bei jeder stimme, die ich höre, fällt mein kopf aus dem schuppen
aus den bodybags platzt das gedärm der elektrik
mein denken rotiert kiloschwer durch den raum
mein kopf ist eine dubplate, die hochgepitcht wird
eine luftdicht verpackte gitarre, mit der pinzette gespielt
mein medium ist die herzmassage im wachsfigurenkabinett
wo gehobelt wird, da fallen auch – herzsabotagen
mein kopf ist eine dubplate, die remixt wird
der bassboxer drückt die luft an die wand
mein kopf ist eine dubplate, die gescratcht wird
mein kopf stürzt sich in spänen auf mein herz
mein herzrhythmus dreht sich um ein eisernes loch
mein kopf ist eine dubplate & mein körper ein kill switch
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3. |
DJ Inspirace - track
02:30
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track
tape my head & mike my brain
stick that needle in my vein
die das blut absaugt & mich unter laserdruck
mit einem balkencode betextet
der meine GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT festschreibt
i don’t need this shit
bullshit informations
kriege im fernsehen
aknepixel auf der haut von VJ kyoko
datenfern
lichtgeblendet
tamagotcha! die life
styleredaktion schreibt als grünwald
& jägermeister aus loch 5 auf golf
kriegsschauplatz 451 um ihr leben & deutet
uns den beat
BSE
AT & T
den sie nicht versteht
aus dem ersatzkaffeesatz ihrer telekomaktien
i don’t need this shit auf meiner
ANTWORTMASCHINEn
sprache wie man sie auf der love parade lernt
my defintion of dreck
evol
ution ist der still
stand der bewegung
im kalk
platten laufen nur durch
die revolutionen der nadel
stick that needle in my brain & zerkratze
den VERARBEITUNGSTEXT der REDAKTIONSTAMAGOTCHIS
die GEBRAUCHSWERTABSCHÄTZUNG der KULTURSUBUNTERNEHMER
die großmächtigen worte der deuter
zeltplane unter der die jäger
& sampler leise klagen
meine lieder pitchen wir hoch in die nächste
lautverschiebung unter strom
ein elektrisches
pidgin aus der sprache unsrer köpfe & der tiefen
frequenz
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4. |
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raucherwelt
wir fuhren über den fluss durch die dunkler werdende luft:
als eisblume in der hitzewelle erblühte der abend.
das rauschen des verkehrs stahl uns die worte vom mund;
das klappern meines schutzblechs als stimmfühlungslaut.
wie ein schwarzer strom fließt der fluss durch mein herz,
als wir ihn überqueren. die lichter der stadt wie insekten-
stiche auf meiner netzhaut, deren gift süchtig macht.
um nicht verlorenzugehen, krallen sich meine augen
an deiner schwarzen weste fest, die batman-artig im wind weht.
wir fahren dahin auf ihm & auf tieren zum reiten aus stahl.
zwischen mediengesellschaft & industriezeitalter: rotgeklinkerte mauern,
die geräusche umschließen. darüber spannt sich die falsche seite des himmels.
drinnen umschließt der sound unsere körper wie unsere lungen
den rauch. wenn wir ihn ausatmen, umschließen wir damit uns
selber, umweht von unseren flüchtigen seelen: das pneuma, der rauch,
der rausch, das rauchen, das rauschen in der stimme & dann
das schweigen auf dem fernen ufer des abends.
& immer ist es zwischen zwei schauern.
Mondo Fumatore live im Gebäude 9, Köln-Deutz, 16. 08. 2001
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5. |
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geschmacksverderber
es heißt, der laden hier sei unheimlich cool
ich frag mich nur, warum ich dann schwitz.
hier steht auch was von FUN FOOD CANTINA.
das stimmt: das essen ist wirklich ein witz.
einen gibt es immer, der sich gegen so etwas sträubt:
„jetzt hör auf, du bist doch noch nie drin gewesen.“
als wäre jemand, der texte wie diesen hier schreibt
nicht blöd genug, nur das schild an der türe zu lesen.
ich frage mich, warum sich in letzter zeit alles reimt.
ich dachte, mit dem alter wird man eher abgefeimt
oder wenigstens abgebrüht, aber eines ist fakt:
dies ist keins von beiden, sondern nur abgeschmackt.
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6. |
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raucherwelt
wir fuhren über den fluss durch die dunkler werdende luft:
als eisblume in der hitzewelle erblühte der abend.
das rauschen des verkehrs stahl uns die worte vom mund;
das klappern meines schutzblechs als stimmfühlungslaut.
wie ein schwarzer strom fließt der fluss durch mein herz,
als wir ihn überqueren. die lichter der stadt wie insekten-
stiche auf meiner netzhaut, deren gift süchtig macht.
um nicht verlorenzugehen, krallen sich meine augen
an deiner schwarzen weste fest, die batman-artig im wind weht.
wir fahren dahin auf ihm & auf tieren zum reiten aus stahl.
zwischen mediengesellschaft & industriezeitalter: rotgeklinkerte mauern,
die geräusche umschließen. darüber spannt sich die falsche seite des himmels.
drinnen umschließt der sound unsere körper wie unsere lungen
den rauch. wenn wir ihn ausatmen, umschließen wir damit uns
selber, umweht von unseren flüchtigen seelen: das pneuma, der rauch,
der rausch, das rauchen, das rauschen in der stimme & dann
das schweigen auf dem fernen ufer des abends.
& immer ist es zwischen zwei schauern.
Mondo Fumatore live im Gebäude 9, Köln-Deutz, 16. 08. 2001
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7. |
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General Orange
an mir vorbei brettert die musik durch den raum.
ich schau über rote leuchtschlangen zum fenster hinaus.
das geknister schickt mich in einen statischen traum.
& plötzlich geht da draußen der kirchturm aus.
im dunklen fenster spiegeln sich glühende birnen.
ein knistern reflektiert das nächste. der beschlagene schall
hängt im scheinwerferlicht & ist ebenfalls rot. in den hirnen
& ohren sammeln sich wellen bis zum folgenden knall,
der den nächsten track einleitet.
der hat sein herz in der hand,
der auf der schallwelle reitet,
doch die sperrstunde spült ihn an land.
die nacht hat der stadt neue formen bereitet,
doch morgen bleibt davon nur sand.
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8. |
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raucherwelt
wir fuhren über den fluss durch die dunkler werdende luft:
als eisblume in der hitzewelle erblühte der abend.
das rauschen des verkehrs stahl uns die worte vom mund;
das klappern meines schutzblechs als stimmfühlungslaut.
wie ein schwarzer strom fließt der fluss durch mein herz,
als wir ihn überqueren. die lichter der stadt wie insekten-
stiche auf meiner netzhaut, deren gift süchtig macht.
um nicht verlorenzugehen, krallen sich meine augen
an deiner schwarzen weste fest, die batman-artig im wind weht.
wir fahren dahin auf ihm & auf tieren zum reiten aus stahl.
zwischen mediengesellschaft & industriezeitalter: rotgeklinkerte mauern,
die geräusche umschließen. darüber spannt sich die falsche seite des himmels.
drinnen umschließt der sound unsere körper wie unsere lungen
den rauch. wenn wir ihn ausatmen, umschließen wir damit uns
selber, umweht von unseren flüchtigen seelen: das pneuma, der rauch,
der rausch, das rauchen, das rauschen in der stimme & dann
das schweigen auf dem fernen ufer des abends.
& immer ist es zwischen zwei schauern.
Mondo Fumatore live im Gebäude 9, Köln-Deutz, 16. 08. 2001
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9. |
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raucherwelt
wir fuhren über den fluss durch die dunkler werdende luft:
als eisblume in der hitzewelle erblühte der abend.
das rauschen des verkehrs stahl uns die worte vom mund;
das klappern meines schutzblechs als stimmfühlungslaut.
wie ein schwarzer strom fließt der fluss durch mein herz,
als wir ihn überqueren. die lichter der stadt wie insekten-
stiche auf meiner netzhaut, deren gift süchtig macht.
um nicht verlorenzugehen, krallen sich meine augen
an deiner schwarzen weste fest, die batman-artig im wind weht.
wir fahren dahin auf ihm & auf tieren zum reiten aus stahl.
zwischen mediengesellschaft & industriezeitalter: rotgeklinkerte mauern,
die geräusche umschließen. darüber spannt sich die falsche seite des himmels.
drinnen umschließt der sound unsere körper wie unsere lungen
den rauch. wenn wir ihn ausatmen, umschließen wir damit uns
selber, umweht von unseren flüchtigen seelen: das pneuma, der rauch,
der rausch, das rauchen, das rauschen in der stimme & dann
das schweigen auf dem fernen ufer des abends.
& immer ist es zwischen zwei schauern.
Mondo Fumatore live im Gebäude 9, Köln-Deutz, 16. 08. 2001
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10. |
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wein brand
im café saß sie & trank ein mineralwasser was er
an ihrem tisch sitzen sah gefiel ihm er fragte
„noch frei?“ bestellte ein spezi spezi
fizierte alsbald seine ansprüche an be
ziehungsarbeit sie trank eine cola kolla
borieren könne sie mit seiner nüchterne
n sicht der dinge man brachte sekt sekt
iererisch dürfe man so er die liebe nicht be
trachten wenn die illusionen ab sind absinth
ist das gift der romantiker wohin soll die re
ise gehen „paris?“ beim campari kam pari
s schon nicht mehr in frage sie teilten tisch be
tt ring betrinkt er sich mit whisky wie’s ki
nd kommt sie entkorkte immer öfter tagsübe
r eine flasche supermarkt-rotwein rot wein
te sie sich die augen weil sie dass er eine
andere hat mit der trinkt er weißwein weiß wein
t sie immer dann eines tages „ich bin bi“ er bier
aus dem kühlschrank holend will zu ihm zie
hen sie trinkt bald auch schnaps „schnapps
t du jetzt über nicht vor dem kind wodka“ wo’d ka
rabiner hängen wusste sie holte einen & zie
lte & schoss ihm das limonadenglas aus de
r hand & schoss das magazin leer bei seven up ab
serviert gab dem kind seine milch das haus zünde
te sie an vorher trank sie einen letzten gin gin
g aus der tür „vielleicht seh ich die dinge
nicht nücht
ern genug“ im
rausch rausch
te sie davon.
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11. |
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schreischrift/zeichensprache:
auf dem papier liegt der schatten
brennender wälder gerodet vom blitz
licht des kopierers der das fleisch
der buchstaben tanzen lässt
durch schnee in ihnen flackern
stimmen ohne alphabet
tintenstimmen die sich erheben
wollen aus dem blattgewebe vögel
amputiert sich klammernd ans blatt
mit schnäbeln krallen klauen knochen
zu brechen als schrift aus dem sprach
losen wolfsrachen
stimmen die sich verstümmeln
zähne zerbeißen verschlusslaute reißen
stücke aus zertrennten zungen bis diese
die stimmritze aufgestemmt mit dem stift
auf dem zettel sich zitternd als biss
spuren stummer schriften abzeichnen:
schreibschrift/leichensprache
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12. |
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draußen im grünen
& man schaufelt sich aus der luft in der der kopf steckt ein grab in den sand auf den hier gebaut wird mit schwäbisch hall echo verzerrer nein akustikgitarren & das röcheln aus der luftröhre von victor jara / & man schaufelt sich im einfamiliengarten das private endlager den einliegerschacht im doppelbettformat probeliegen nacht für nacht monogam sah & siegte & stereo nur im wohnzimmer die rolling stones haben nie die musikalität der beatles erreicht / & die parteilosen kampfgenossen von damals die schimmelgrüne schädelbasisfraktion statt ratt jetzt sexualtherapeut im bereich wiederholung von missbrauchsstrukturen denn schwerter zu pflug in scharen aber phallus bleibt phallus & gelobt sei das orgon in der höhe & die kasse bezahlt & es kann doch nicht wahr sein denn immerhin engagiert er sich für ein freies tibet / & der wackersdorfjägerzaun vor dem mittelstandsbetrieb steht sprachlos & stumm & erinnert niemanden hier nicht dort heißt das nur hier im text nicht in wirklichkeit amen an die zeiten da man hosianna vor den echten bauzäunen kämpfte ja damals & nicht in der kleinfamilie versauern & in die konspirative WG & selig die arm sind an künstlichem farbstoff & erlöse uns von ja was in unserem postapokalyptischen biedermeier unsre feinde umzingeln uns jetzt mit der luft die wir atmen / & ehre sei dem pluton & dem ozonium in der luft über dem sportplatz / der turnverein als neuer zusammenhang mit max frisch erich fromm fröhlichfrei die sportlehrer fitnessstudiobesitzer die katholische mafia & die nachbarinnen heißen effi & emma / & die zeit nimmt ihren lauf mit einem klumpfuß man nimmt die tägliche dosis kleinfamilie ein / & die erstgeborenen söhne hören green day nie die beatles doch das glück ist eine warme pistole in der hand von gerd bastian & ich fühle mich wie zernichtet vor dem grässlichen fatalismus dieser geschichte vielleicht auch darunter dahin-
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13. |
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schweizerdegen
baby is just a four-letter word das kannst du in kapitälchen oder vers
alien setzen aber nicht größer als neun punkt in helvetica oder univers
denn der mensch lebt nicht von papier & content (luft & liebe) allein
auch der werkdruck in unserer täglichen brotschrift muss sein
bleisatz baby
ich habe flattersatz in meinem rechtsbündigen herz
zwischen meine zeilen zielt der durchschussschmerz
ich bin ein armer schusterjunge ein verlorenes hurenkind
warum berührst du mich nicht da wo meine tintenspuren sind
tiefdruck baby
dein name ist in brailleschrift tätowiert auf meine hauttitelseite
mein text gefälscht nur du bist wahr in gänsehaut auf ganzer breite
drum ist nur farbe auf dem laken wenn ich in deinem bett herumtolle
bin eine zeitungsente wie sie im buch steht & total von der rolle
offset baby
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14. |
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aber was bedeutet dieser dreck schon
www.mathiashuber.de/jesusjackson
eine band gibt es immer. diesmal heißt sie anajo.
das publikum ist jung. ich bin schon fast dreißig.
ich lese nur dung. doch zur musik tanzen fleißig
die freunde der band. aber das mit karacho.
popmusik hat mein leben verändert.
man gewinnt dadurch sicher, es fragt sich nur, was.
freundinnen in leder, mit digitalkameras,
die augen am sucher, die lippen gerändert.
martin neben mir nennt das "diskursfreie schönheit".
ich schnorre von ihm zigaretten & stöhn. breit
bin ich schon seit gut einer stunde.
popmusik hat meiner psyche geschadet.
nicht immer kann man wählen, wer einen begnadet.
ich kann nicht singen & geh vor die hunde.
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15. |
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blauer salon
in den läden, wo wir früher spielten,
werden jetzt pornofilme gezeigt.
wir denken daran, wie wir uns fühlten,
statt dass man denen die meinung geigt.
„das ist die letzte nacht, bevor wir schließen.“
als sei das eine rechtfertigung.
wir möchten gern auf den veranstalter schießen
& fühln uns wie auf unsrer beerdigung.
projektionen aufgeblasener titten
machen schlechte musik nicht geil:
ein schlechter burger wird nicht besser
durch eine pappschachtel voller fritten.
welches publikum sucht denn sein heil
in solchen läden? gib mir das messer.
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16. |
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sciencefiction
Dieses Sprechen über den Text eines Dritten war die Verbindung
zwischen uns. Jetzt, in der Abgeschlossenheit der Nacht,
sehe ich, daß es immer in dem ausgehöhlten Körper eines Dritten
geschieht, wenn man zu sprechen anhebt. In einem fremden Text,
in einem hohlen Körper, der sich mit neuem Verlangen füllt.
Undine Gruenter, Fontaine de Médicis, 1989
seiendes fickt schön & um das was nicht
seiend ist ist es nicht schade ist das
was sie sagte ich habe es nicht
verstanden wir trafen uns in
einem garten die grillen so laut
später werde ich sagen: wir trafen
uns in ihrer alten wohnung für uns
hat das wort 2raumwohnung
eine ganz spezielle bedeutung: hier sind
zwei räume zwei menschen die neben
einander koexistieren wie zwei macht
blöcke im kalten krieg unserer kindheit
& am ende gingen wir auseinander
& hatten einfach die zeit verstreichen
lassen sie sagte nicht selbst auf ein phantom
zu warten sei besser als alles andere
martin heidegger hat übrigens erforscht
wo das wort wohnen herkommt:
vomin dog er man isch en stamm wen
die silbe bedeutet gern haben lieben
wir leben in einer 2raumwohnung
im westen von mitte der westen west
am besten aber gestell hat nichts mit ständer
zu tun der grundzug des wohnens ist das
lieben, schrieb byung-chul han über heidegger.
das gefällt uns was sagt wohl hannah
arendt dazu der grundriss des seienden
fickt schön aber jetzt jetzt sähe sie plötzlich
überall wartende sie ist an warten gewöhnt
sie ist sich nicht einmal sicher ob es nicht überhaupt
das beste ist was das leben zu bieten hat
nothing special such as waiting rooms ticket lines
silver bullet suicides messianic ocean tides
when the messiah comes bite very hard
sie ist bereits zu alt zum warten aber sie wartet
& läuft sich die füße wund when the messiah
comes bite very hard denn der messianismus
ist in seinem ursprung & wesen & das kann
gar nicht stark genug betont werden eine kata
strophentheorie diese theorie betont das revo
lutionäre umstürzlerische element ich bin die
umstürzlerische liebe der gegensex von jeder
historischen gegenwart zur messi
anischen zukunft sie glaube die zeit zu entdecken
heiße warten auf etwas das schon morgen geschehe
oder übermorgen oder bald aber dieser projektion
des besten im menschen auf seine zukunft
wohnt die verführung zur aktion der auf
ruf zum vollzug inne when the messiah comes
bite very hard ou sinon
je te renvoie à ta science-fiction
nach Bdolf, Leonard Cohen, Einstürzende Neubauten, Richard Foreman, Serge Gainsbourg, Undine Gruenter, Gershom Scholem, 2raumwohnung
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17. |
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heimatroman: blauer dunst
eine stimme
im raum
(trommel fell
welle haut)
kurzes erzittern
mikrofon
magnetspuren meine stimme
im raum ich
bin gegenwärtig
in dem bier das ich
getrunken habe
im rauch der zigarette die ich
geraucht habe
(verflüchtigt):
ohne rauch keine anwesenheit
im zug zurückblickend
auf das lichtnetz
der stadt
stadt die wege der kindheit:
wege nervenbahnen
nerven strom
(ein kurzes aufflackern):
ohne nerven keine nostalgie
ohne atomstrom keine heimat
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18. |
Deep - labor
02:39
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labor
der raum knistert statisch,
wenn drin jemand spricht.
über dir strategisches schneegestöber:
luftwaffenübungsbereich.
dein auge zerläuft hinterm UV-glas
& vermischt sich beim blick in die tasse
mit dem neidgelben schaum, der mit hoechst-
geschwindigkeit aufgeschwemmt wird
im kaffeefermenter auf dem nährboden der fakten:
exponentielles wachstum & schlafmittelanteil.
die fettaugen kreisen im schädel.
die zentrifuge kreist tag & nacht.
die bakterien kreisen im kreislauf.
das radar kreist tag & nacht.
der raum bleibt statisch.
draußen ein knistern.
um dich her synthetisches schneegestöber:
giftwaffentrainingsbereich.
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19. |
Kirk van Loftzoo - leich
01:18
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leich
buona pulcella fut eulalia
bel auret cors, bellezour anima
voldrent lavintre li do enemi
voldrent lafaire diaule servir
ein französischer popsong aus den 80ern des neunten jahrhunderts.
sein eulalia-sequenzersound prägte minnesänger-maxisingles
jahrhundertelang. schriftlich erhalten & mit drum & bass aufgemischt:
die post geht ab, die troubadours sind modern. & modern trotzdem.
denn april ist der grausamste monat, er macht
die nächte noch um eine stunde kürzer,
grausame herrin, & danach kommt der monat
mai & die sequenz geht von vorn los:
die ehe, der postenschacher, das blumenumtopfen
& das abzahlen der hypothek auf dem haus.
dein heim ist seine burg & ich will sein lehen nicht haben.
ich will dich. aber nicht euer leben dazu.
doch auch ein minnesänger muss mal allein sein:
ich fahr mit tram & bus vor die stadt & schlaf ein
neben dem tagelied, das ich schrieb über dich, ô eulalia
– nur leider ist das schon alles post mortem.
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20. |
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infinite justice
Love will get you like a case of anthrax
And that’s something I don’t want to catch
Gang of Four, Anthrax, 1979
sonntagabend: bevor noch die ersten
bomben fallen, tritt die verdunklung
ins leben. rolläden & herzklappen
werden geschlossen. in den straßen
& in der leber steigt die flut.
das foto von dir & die stimmen
aus dem nachtfunk gerinnen
zu erinnerungen, sobald ich sie
wahrnehme. ich wage nur noch
zu fühlen, als seien alle schon tot
in meinem kalten zimmer: das gas,
das in meinem ofen nicht brennt;
das gas, das anderswo menschen
erstickt. ich hab getrunken, geraucht
& gebetet & mich nach dir gesehnt,
wer immer du bist (eine erinnerung
auf einem foto, freigegeben von der luft-
aufsichtsbehörde), & schäme mich dafür,
weil anderswo bald allem atem, jedem wunsch
& jeder sehnsucht der garaus gemacht wird.
the personal is political. aber bomben. aber feuer.
das gas. & das glaubst du doch selbst nicht:
dass raum bleibt für sehnsucht, bevor wir alle
zum letzten foto erstarren, das die außerirdischen finden.
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21. |
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stellenbeschreibung
es ist eine ordnung aus seattle auf deinem schreibtisch es ist eine ordnung aus dem pentagon in deiner post & du bist es nicht dem das ammoniak die hand abfrisst wenn du den text formatierst es ist der drucker in china. es ist kein tanz es ist eine ordnung aus seattle & münchen in deiner sprache die sagt ALLES LIEBE wenn du sagen willst ALLES HASS. es ist kein tanz. es ist ein gitter aus abtaststrahlen in deinem kopf deinen ohren ein gitter aus allen studios der welt es ist ein gitter aus wohlklang es liegt eine CD aus cuba in deinem player mach dir nichts vor der straßenstrich in havanna ist nicht anders als der in taipeh wo das CD-presswerk steht. mach dir nichts vor. es ist eine ordnung aus seattle in deinem kopf das blaue leuchten des bildschirms in deinen ideen. es sieht jeder was ist nicht an sich selbst. du denkst tüchtig nach. pädagogisch. wertvoll. blutig tüchtig. innovativ. kreativ. phantasievoll. tüchtig blutig. der teppich der deine schritte dämpft wenn du mit einer tasse ausgebeuteter anregung von kinderhänden gepflückt ZARTES AROMA in dein büro schleichst ist von kindern geknüpft. es ist eine weißgeflieste ordnung in daressalam kuala lumpur in dhaka karatchi. kreativ geknüpft auf deinem gläsernen bildschirm eine sprache aus plastik. mach dir nichts vor. das glaubst du doch selbst nicht. auf deinem bildschirm aus plastik eine gläserne sprache. der glaubst du doch selbst nicht. ruckediguh. blut ist in der gläsernen hülse des wortstiefels den du vor die wand fährst. ruckediguh ich & du müllers esel legt goldene eier aufs konto. magenta & gelb vor neid. das glaubst du doch selbst nicht. nur nicht cyanisch werden. alles tüchtig blutig. alter schwarzfilmseher. & tippst immer weiter drauf los & schlägst auf die maus ein deine neueste idee Mauseklick – Der Kinderspaß das pappbilderbuch mit der plastikverstärkung Interaktive Früherziehung eine computermaus ohne computer zum klicken da fahren wir ein in den karpaltunnel dem muttermund kaum entronnen. wir zwei. wir 20 jahre zur schule geschickt. ihr zweijährig & zielgruppe zielscheibe. wir 20 jahre zur schule geschickt & jetzt blutig tüchtig. es ist kein tanz. tüchtig blutig. wir sind die pest. mach dir nichts vor klugscheißerchen da brauchst du dir keine aktien zu kaufen mit deinem transnationalen arbeitsplatz wohin kommen wir zwischen kreativdivision & krüppelkindern in fernost die plastikmäuse zusammenschrauben für ein tausendstel deines stundenlohns wohin kommen wir wir wollen frei atmen die plastikmäuse aus deinem kopf Mauseklick damit die weißen kinder auch gegen tote neger schon nach zwei jahren leben so kaputt sind wie du selber nach 20 jahren schule. wohin kommen wir wenn es ist kein tanz ist eine ordnung aus nullen und einsen in deinem kopf in hongkong in hanoi in havanna wohin kommen wir wenn einer von uns es ist eine inkontinenz das nicht aushält wir sind die pest aus kreativdivision und trikont & so und so kriminell wenn du hingehst & dich verkaufst aus der das blut herausläuft. & das tut jeder. oder er lügt.
nach Christian Geissler, Das Brot mit der Feile, 1973 / Christian Geissler (k), wir erklären die feindschaft, 1992 / Christian Geissler (k), Wildwechsel mit Gleisanschluß, 1996 / Christian Geissler (k), ein kind essen, 2001
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22. |
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Frustmanager
Das war unser Leben in der Subkultur
In glitschig betonierten Tiefgaragen
Selber schuld, warum waren wir so stur
Jetzt ist es Zeit, die Ideen zu vergasen
Kommt an die Rampe, in Erdingers Stall
Noch ein bisschen Gypsy-Swing und dann der letzte Knall
Zu trinken gibt es nur das Sponsorenbier
Ihr dürstet nach Leben, aber die Kohle bleibt hier
Das war unser Leben als Nazischatzijugend
Kadavergehorsam gilt jetzt wieder als Tugend
Jede Pore unsrer Helden haben wir fotografiert
Und sie damit in den Stalinrockhimmel transportiert
Kommt an die Rampe, in den Jever-Dark-Stall
Noch ein bisschen Gypsy-Swing und dann der letzte Knall
Zu trinken gibt es nur das Sponsorenbier
Ihr dürstet nach Leben, aber die Kohle bleibt hier
Das war unser Leben als lokale Szenegrößen
Auf Video aufgeblasen, als könnten wir die Welt erlösen
Als wären wir Teil einer Revolution gewesen
Hausbesetzer, Friedenskämpfer, nie gewusst oder vergesssen
Kommt an die Rampe, in den Fantasy-Stall
Noch ein bisschen Gypsy-Swing und dann der letzte Knall
Zu trinken gibt es nur das Sponsorenbier
Ihr dürstet nach Leben, aber die Kohle bleibt hier
Das war unser Leben in der Geldwäscherei
Die Schafe sind schon trocken, also sind wir so frei
Minderjährige Kinder bewachen halbverweste Bilder
Wir verprügeln unsre Gäste, denn wir sind wilder
Kommt an die Rampe, in den Sparkassen-Stall
Noch ein bisschen Gypsy-Swing und dann der letzte Knall
Zu trinken gibt es nur das Sponsorenbier
Ihr dürstet nach Leben, aber die Kohle bleibt hier
Das war euer Leben, es war nicht richtig im Falschen
Das war euer Leben, und wir sollen dafür bezahlen
Das war euer Leben, und ihr könnt es gern behalten
Aber bitte ohne Personenkult zu veranstalten
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